Seit 1984 in der Sankt-Florian-Straße: 40 Jahre Feuerwehrhauptstützpunkt Neu-Isenburg
23.11.2024Heute vor genau 40 Jahren wurde die Feuerwache Neu-Isenburg im Rahmen einer Feierstunde offiziell eingeweiht und erhielt mit Verleihung des Titels „Feuerwehrhauptstützpunkt“ durch den damaligen Landrat Rebel eine besondere Stellung im Brandschutzwesen für Neu-Isenburg und den Kreis Offenbach.
Der langjährige Wehrführer und derzeitige Vorsitzende des Feuerwehrvereins Jochen Müller hat im Rahmen der heutigen Feierstunde auf Geschichte und Geschichten aus dem Stützpunkt zurückgeblickt:
"Bereits 1973 hat man sich mit dem Gedanken befasst, dass das Feuerwehrhaus in der Offenbacher Straße 35 in der damaligen Form dem Platzbedarf nicht mehr Rechnung tragen kann. Eine sachgerechte Bedarfsplanung wurde vorgelegt, aus der ich gerne zitieren möchte:
'So ist beschrieben, dass aufgrund der immer größer werdenden Einsatzzahlen Großfahrzeuge alle 15 Jahre durch neu anzuschaffende Fahrzeuge zu ersetzen sind. Bei einer Drehleiter mit aktuell 27 Jahren und einem Rüstwagen mit sage und schreibe 32 Jahren Einsatzdienst können wir heute von solchen Fahrzeugbeschaffungen nur träumen.'
Weiter steht geschrieben, dass bei einer Einwohnerzahl von mehr als 45.000 Einwohner eine Wache rund um die Uhr einzurichten ist. Diese müsste in etwa 17 Mann stark und im Schichtdienst, verstärkt durch einen Tagdienst, tätig sein. Ich muss gestehen, beim Lesen dieser Textpassagen habe ich Gänsehaut bekommen, soviel Weitblick hatte der damalige Ortsbrandmeister Willi Staub bereits 1973 besessen. Chapeau!
Verschiedene Lösungsvorschläge vorgelegt
In den Folgejahren wurden verschiedene Standortlösungen betrachtet. Unter anderem die Verlegung auf das damalige Gelände des Betriebshofs oder eine Erweiterung auf dem Wilhelmsplatz. Auch wenn es der Wunsch der Feuerwehr war, in der Ortsmitte ansässig zu bleiben, da viele Feuerwehrangehörige in fußläufiger Entfernung vom Feuerwehrhaus wohnten, beschloss die Stadtverordnetenversammlung 1979 dann die Verlegung des Feuerwehrhauses auf ein Gelände im Osten der Stadt, gegenüber der Firma Selgros.
Hierbei spielte der geplante und dann auch umgesetzte 4-spurige Ausbau der Friedhofstraße sowie die Schaffung einer Zufahrt von der Offenbacher Straße eine besondere Rolle. Hiermit sollte ein schnelles Erreichen des Feuerwehrhauses durch die ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen sichergestellt und ein ungehindertes Ausrücken und zügiges Erreichen der Einsatzstelle gewährleistet werden. Ein Thema, was in der heutigen Stadtplanung nicht aktueller sein kann.
Architektenwettbewerb für Neubau
Nach Festlegung des Standortes an der Friedhofstraße wurde ein Architektenwettbewerb ausgelobt. Das Darmstädter Architekturbüro Borchers, Metzner und Kramer gewann. Dort war man bereits für den Bau der Feuerwehrhäuser in Langen und Weiterstadt verantwortlich. Nach umfassender Planung und der Erschließung des Grundstückes wurde 1982 mit dem Bau des neuen Feuerwehrstützpunktes begonnen.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass bei der Familie Müller in den Urlauben nicht nur über die Planung von Wanderrouten und Ausflügen gegrübelt wurde, sondern die Baupläne und Leistungsverzeichnisse auf dem Campingtisch lagen. Warmwasser, Kaltwasser, Fußbodenheizung, ELA-Anlage, Alarmsteuerung und so weiter waren gehandelte Begriffe, nicht Kniffel, Mau Mau oder Rommé. (Anmerkung: Jochen Müller ist der Sohn des damals verantwortlichen Stadtbrandinspektors Karlheinz Müller.)
Dank dieser akribischen Vorarbeit konnte im Herbst 1984 ein modernes, zweckmäßiges und funktional gestaltetes und gebautes Feuerwehrhaus fertiggestellt werden. Anzumerken ist, dass die geschätzte Bausumme von 10. Mio DM unterschritten wurde, eine Tatsache, die heutzutage auch nicht mehr denkbar ist.
Platz für Fahrzeuge und Fortbildung
Das neue Feuerwehrhaus bot Platz für den aktuellen Fuhrpark: KdoW, TLF 16/25, LB, HLF 16, RW 2, TLF 24/50, LF 16, DL 30, GW-AS, GW-ÖL, GW-Chemie, TroLF, MTF, LKW und Reserve-LF. Große Werkstätten, wie zum Beispiel die Atemschutzwerkstatt fristeten nicht mehr im Keller ihr Dasein, zahlreiche Lagerräume, großzügige Büros und eine hochtechnisch ausgestatteten Einsatzzentrale waren ebenfalls bedacht. Die dort eingebaute Technik, insbesondere aufwendige Alarmschaltungen, hier Licht an, da Tür auf, da Alarmgong usw. ließen die ausführenden Firmen und deren Mitarbeiter fast verzweifeln.
Ein teilbarer Unterrichtsraum mit für die damalige Zeit modernen Medien stand nun für die Ausbildung zur Verfügung. Die modernen Medien waren zwei Diaprojektoren, die auf einem Tisch aus der abgehängten Decke herabfuhren und ein Overheadprojektor. Einige werden sich sicherlich an die jährlich wiederkehrende Schulung-UVV erinnern.
Zahl der Wohnungen verdoppelt
Aus den vier Wohnungen im alten Feuerwehrhaus in der Offenbacher Straße wurden nun acht Wohnungen. Auch heute, nach 40 Jahren versehen hier jeweils zwei Diensthabende einen Bereitschaftsdienst.
Neben den bereits genannten Einrichtungen wurde auch an die Maschinisten-Ausbildung auf Kreisebene gedacht: So wurden auch zwei Brunnen errichtet, um Nachwuchsfeuerwehrleute an der Bedienung von Pumpen und Geräten ausbilden zu können. Auch diese Einrichtungen werden noch heute genauso genutzt, wie es vor 40 Jahren vorgesehen war.
Nach Fertigstellung des Neubaus und Beseitigung einiger Kinderkrankheiten erfolgte dann am Dienstag, den 09. Oktober 1984 der Umzug der Feuerwehr von der Offenbacher Straße in die St.-Florian-Straße. Die leere Fahrzeughalle in der Offenbacher Straße erzeugte sicherlich bei dem ein oder anderen Wehmut, war doch dieses Kapitel, in dem so viel Feuerwehrgeschichte für Neu-Isenburg geschrieben wurde, nach 57 Jahren beendet. Der letzte Einsatz, der aus der Offenbacher Straße gefahren wurde, war am 09.10.1984 um 11.53 Uhr, der erste Einsatz vom neuen Feuerwehrstützpunkt erfolgte dann bereits am 10.10.1984 um 10.51 Uhr. Wie könnte es auch anders sein, bei beiden Einsätzen handelte es sich um Notfalltüröffnungen. Das Jahr 1984 wurde mit, für heutige Verhältnisse erholsamen, 375 Einsätzen abgeschlossen.
Neues Domizil - vielfältigere Aufgaben
Ich selbst hatte das Vergnügen, am Mittwoch, den 10.10.1984 erstmalig mein neues Kinderzimmer mit meinen Möbeln eingeräumt zu sehen. Zum Leidwesen meiner Eltern war ich beim Ausräumen der Umzugskartons genauso schnell, wie beim Einräumen. Schublade auf, Inhalt der Kiste reinschütten, etwas wackeln, passt, fertig!
In den Folgejahren nahm das Aufgabenspektrum für die Feuerwehr immer weiter zu, die Ausrüstung wurde erweitert, es fanden mehr Menschen den Weg zur Feuerwehr, so dass im Laufe der Zeit unser Feuerwehrhaus schon wieder zu klein wurde. Als provisorische Zwischenlösung wurden 2001, im Dezember, fünf Lagercontainer im Hof aufgestellt. Da die nicht mehr ganz dicht waren, wurde ein Dach darüber errichtet, welches dann auch noch einen offenen aber überdachten Stellplatz für Anhänger beinhaltete.
Neue Pläne für eine Erweiterung wurden geschmiedet. Dem Konjunkturpaket der Bundesregierung aus dem Jahr 2009 war es dann zu verdanken, dass relativ zügig und unproblematisch die Mittel für den Anbau einer Fahrzeughalle sowie die Erweiterung des Schulungstraktes und der Büroflächen bereitgestellt werden konnten. Die Fahrzeughalle, die drei Stellplätze ausweist und drei offene Stellplätze für Abrollcontainer sind das Ergebnis der stetig wachsenden Anforderung an Ausstattung und Ausrüstung.
Um eine zeitgerechte und moderne Ausbildung anbieten zu können, bietet der inzwischen auch schon wieder 12 Jahre alte Schulungsanbau alle Möglichkeiten, insbesondere lässt die Raumgestaltung ein entspanntes Lernen zu. Darüber hinaus ist die Bereitstellung moderner Medien auch eine wichtige Grundlage für eine gute Ausbildung.
Auf die nächsten 40 Jahre
Wenn auch 40-Jahre alten Wände auch schon Geschichten erzählen könnten, es würden viele Erinnerungen an Einsätze, Ausbildungen, einzelne Personen oder Ereignisse zum Vorschein gebracht. Der Feuerwehrstützpunkt, also unser Feuerwehrhaus, welches für viele Generationen immer wieder ein zweites Zuhause, ein Treffpunkt, eine Anlaufstelle darstellt, hat sich über die 40 Jahre gut gehalten. Auch wenn es an der ein oder anderen Stelle inzwischen nicht mehr ganz taufrisch ist, so hat sich an der Funktionalität des Gebäudes wenig geändert. Darauf können wir stolz sein und uns daran erfreuen, dass dieses Gebäude seit nunmehr 40 Jahren die Basis für unser ehrenamtliches Engagement zum Wohl der Bürger unserer Stadt beheimatet."