„Seit 1875 ehrenamtlich
für Sie im Einsatz“
News

Isenburger Wasser löscht Brand in Olympia

20.08.2021

Eine besonders enge Beziehung pflegt die Freiwillige Feuerwehr Neu-Isenburg zu Griechenland. Schon zwei ausgemusterte Tanklöschfahrzeuge der Neu-Isenburger Feuerwehr wurden an die griechischen Brandschützer übergeben, 2011 in Kassandra auf der Halbinsel Chalkidiki und 2009 in den Stadtbezirk Krannonas der Präfektur Larissa. Diesmal war der Einsatz ein ganz anderer: Gemeinsam mit den Feuerwehren des Kreis Offenbach rückte ein sechs Mann starkes Team der Neu-Isenburger Freiwilligen Feuerwehr am 9. August zur Brandbekämpfung nach Griechenland aus. Aufgrund der aktuellen Waldbrände hatte Griechenland eine internationale Hilfeleistung angefragt. Im Rahmen des Katastrophenschutzes des Landes Hessen starteten 48 Einsatzkräfte aus allen Feuerwehren im Kreis Offenbach mit acht Fahrzeugen nach Südeuropa.

Richard Stoisiek erreichte die Anfrage der Stadtbrandinspektion beim Kaffee am Samstagnachmittag: „Über eine E-Mail wurden zur Unterstützung der Feuerwehr in Griechenland Feuerwehrmänner und -Frauen gesucht, die bereit waren, sich für 14 Tage ohne Ablösung, auf den Weg zu machen. Erschwerend dazu kamen die hohen Temperaturen, welche für das Einsatzgebiet erwartet wurden. Eine spannende Aufgabe, jedoch kollidierte der Einsatz mit dem geplanten Familienurlaub und auf der Arbeit war auch gerade Urlaubszeit. Wir haben uns dann mit den Kindern Fernsehnachrichten über das Feuer in Griechenland angesehen, danach war für die Kinder klar, dass man helfen muss, wenn man helfen kann. Also habe ich meinem Chef gefragt und mich danach für den Einsatz gemeldet. Zugegeben auch mit klopfendem Herzen, die Bilder aus dem Fernsehen war doch sehr bedrohlich und die Familie zurückzulassen war nicht so einfach. Sonntags gab es dann ein erstes Briefing im Feuerwehrhaus mit einer Packliste, der Sonntagabend war dann mit Taschen packen schnell vergangen. Am Montag kam dann meine Familie zum Abschied mit ins Feuerwehrhaus, es war schon ein komisches Gefühl. Auch das aus dem Feuerwehrauto manche Sachen ausgebaut wurden und mit verschiedenstem Material wie zusätzlichem Trinkwasser, Proviant und weiterem Handlöschgerät beladen wurde, war absolut neu für mich.“

Lebensmittelspende von Lidl

Bestens ausgestattet mit Ausrüstung und Schutzkleidung war die Feuerwehr, wie Julian Schöndube anmerkt, und ergänzt: „Besonders haben wir uns über die riesigen Pakete mit Reiseproviant gefreut, die von der Firma Lidl gespendet wurden. Das war eine große willkommene Überraschung für uns.“

Zunächst fuhr die große Kolonne des Kreis Offenbach nach Hösbach, zum Sammelpunkt. Für die Feuerwehrleute war dies ein ungewohnter Anblick, so viele Fahrzeuge mit Blaulicht im Rückspiegel zu sehen. Im Laufe der Reise kamen an jeder weiteren Haltestelle neue Fahrzeuge dazu. Mit einem durchschnittlichen Tempo von 60 bis 70 km/h machte sich der große Verband aus fast 40 Fahrzeugen von Feuerwehren, Rettungsdiensten und THW auf den Weg. In Italien ging es mit Polizeieskorte weiter. In Griechenland fuhren sie kilometerlang durch verbrannte Wälder. Dazu Richard Stoisiek: „Es kommt ja auch bei uns manchmal zu Vegetationsbränden, aber diese Ausdehnung kann man sich nur schlecht vorstellen, wenn man es nicht selber erlebt hat. Wie die Kulisse eines postapokalyptischen Films“.

Einsatz auf der Peloponnes

Die Neu-Isenburger Feuerwehrleute Felix Bauer, Olaf Columbus, Stephan Knieriem, Julian Schöndube, Ralph Schrod und Richard Stoisiek fuhren zum Einsatz auf die Peloponnes, eine Halbinsel im Süden des griechischen Festlands mit etwa einer Million Bewohnern. Über die Arbeiten vor Ort berichtet Ralph Schrod, der stellvertretender Modulführer beim Einsatz in Griechenland war: „Unsere Aufgabe auf den Peloponnes war es, Nachlöscharbeiten durchzuführen und im Bereich des Antiken Olympias Brandschutzstreifen zu gehen, um sofort eingreifen zu können, sollte es zu Feuern kommen. Des Weiteren sicherten wir mit den griechischen Kollegen Schneisen zwischen verbrannten und nicht verbrannten Bereichen. Wir löschten auch kleine wieder aufflammende Glutnester.“

Tatsächlich löschte dann an auch das Fahrzeug aus Zeppelinheim, das mit 3.000 Liter Wasser aus Neu-Isenburg gefüllt war, ein Feuer in Olympia.

Olaf Columbus ergänzt: „Beeindruckend fand ich, neben der enormen Ausdehnung der verbrannten Fläche, wie nah diese an die Dörfer heranreichte. Außerdem mit wie wenigen und einfachen Mitteln dort von der Bevölkerung und sehr wenigen örtlichen Einsatzkräften ums Überleben gekämpft wurde. Berührt hat mich die ehrliche große Freude der Griechen über unser Eintreffen, obwohl die großen Feuer in der Gegend unseres Einsatzes Wetter bedingt bereits stark zurückgegangen waren. Ich denke der Einsatz hatte vor allem einen hohen ideellen und psychologischen Wert für die örtliche Bevölkerung. Er ist außerdem ein starkes Symbol für die europäische Zusammenarbeit und Solidarität.“

Auch für Julian Schöndube war der Kontakt mit den Anwohnern und den Feuerwehrkräften vor Ort durchweg sehr erfüllend: „Es war sehr bewegend, wie sehr sich die Menschen über unser Eintreffen und die Präsenz gefreut haben.“

Fragt man Olaf Columbus nach seiner Motivation, sich für so einen Einsatz mit ungewissem Ausgang zu melden, erklärt er: „Brandbekämpfung ist die ureigene Aufgabe der Feuerwehr, egal wo. Wer ausgebildet ist und alarmiert wird, sollte auch tätig werden, soweit ihm die Umstände dies erlauben.“

Er bedankt sich ausdrücklich bei seinem Arbeitgeber - und diesem Dank schließen sich alle Feuerwehrleute an: „Ohne die Zustimmung meines Arbeitgebers hätte ich mich nicht für solch einen Einsatz melden können. Das ist leider nicht selbstverständlich, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiter für solche Aufgaben frei stellen. Ich sehe darin eine wichtige Aufgabe für die Politik im Katastrophenschutz, die Arbeitgeber stärker zu motivieren. Das ist fast genauso wichtig wie die technische Ausstattung der Feuerwehren.“

Bürgermeister Herbert Hunkel dankt

Bürgermeister Herbert Hunkel bedankte sich im Rahmen der Magistratspressekonferenz bei allen Einsatzkräften: „Ich habe mich mit vielen Feuerwehrleuten bereits unterhalten und bin beeindruckt, wie bescheiden sie über Ihre Einsätze sprechen. Wie selbstverständlich es für Sie ist, Menschen in Not zu helfen. Während der Corona-Pandemie, bei Flutkatastrophen oder jetzt bei kaum löschbaren Waldbränden in Griechenland. Ihnen allen gebührt unsere größte Anerkennung für dieses Engagement zum Wohle der Gesellschaft.“