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Ein Dummy unterm Auto, ein „Tiger“ auf dem Dach und einige Brände: Neu-Isenburger Jugendfeuerwehr hat beim Berufsfeuerwehrtag alle Hände voll zu tun

13.08.2017

Der VW-Polo muss den Fußgänger mit großer Wucht erwischt haben: Der Mann wird einige Meter weit mitgeschleift und klemmt zwischen Straße und Vorderachse fest. Zu allem Überfluss fängt der Kleinwagen auch noch an zu brennen, als die sechs Jugendfeuerwehrleute mit ihrem „TLF“, einem Tanklöschfahrzeug, ankommen.

Paul Richter sitzt vorne rechts im Feuerwehrauto – er hat bei diesem Einsatz das Sagen. Und er sieht sofort: Hier muss es schnell gehen. „Der Angriffstrupp macht Menschenrettung, der Wassertrupp kümmert sich ums Feuer“, ruft der 16-jährige seinen Kollegen zu. Nick Künzler und Aaron Pfeil zögern nicht lange: Sie besorgen Schlauch und Strahlrohr, einen so genannten „Schnellangriff“, um mit dem Löschen zu beginnen. Währenddessen kümmern sich Jan Auterhoff und Luca Kämpfer um den verletzten Mann: „Er hat noch Puls, ist aber bewusstlos, wir müssen ihn vor dem Feuer in Sicherheit bringen“, sagt Luca. Gemeinsam mit seinem Kollegen trägt er das Opfer aus dem Gefahrenbereich.

Da diese Notlage abgewendet ist, gilt es nun den eigenen Schutz zu verbessern. „Setzt euch jetzt lieber ‚PA‘ auf!“ sagt Paul Richter zu seinen Männern am Strahlrohr. Pressluftatmer meint der Nachwuchsfeuerwehrmann damit – sie ermöglichen es den Helfern, mit Atemluft aus einer Flasche auf dem Rücken versorgt, in den giftigen Brandrauch hinein zu gehen. So ausgerüstet, gelingt es schließlich Motorhaube und Kofferraumklappe aufzuhebeln und letzte Glutnester abzulöschen – auch wenn es sich bei der Jugendfeuerwehr natürlich nicht um „echte“ Geräte handelt.

Rund 20 Jugendfeuerwehrleute sind an diesem Wochenende zum 24-Stunden-Dienst im Feuerwehrhaus in der Sankt-Florian-Straße angetreten. Wie bei einer richtigen Berufsfeuerwehr wird mit der Technik geübt, die Wache in Schuss gehalten, zusammen gegessen und im Feuerwehrhaus übernachtet. Und.: Natürlich werden auch Einsätze bewältigt. Die rund 15 Betreuer um Jugendfeuerwehrwart Marius Seeger haben sich vielfältige Szenarien für den Neu-Isenburger Feuerwehrnachwuchs überlegt.

Noch während am Erwin-Nöske-Weg der PKW-Brand gelöscht wird, schickt Fabian Straßburg aus der Jugendfeuerwehr-Leitstelle neun Kollegen des HLF-Teams (Hilfeleistungs-LöschgruppenFahrzeug) in die Friedensallee: Bei den Novitzkis hat sich Familienkatze „Tiger“ aufs Vordach verlaufen – alleine traut sich das Tier offenbar nicht mehr zurück. Fahrzeugführer Marc Schäfer erkundigt sich zuerst beim Besitzer, ob die Feuerwehrleute eventuell über das Treppenhaus aufs Vordach kommen. Das geht leider nicht – also muss eine Leiter her. „Mit der zweiteiligen Steckleiter sollten wir hinkommen“, sagt Marc zu seiner Mannschaft. Blitzschnell ist die Leiter aufgestellt, Peter Richter steigt hoch und bekommt den wilden „Tiger“ tatsächlich zu fassen. Die Besitzer sind erleichtert, die Jugendfeuerwehrleute können abrücken.

Auf der Wache angekommen ist es höchste Zeit für eine Stärkung: Zum Mittagessen gibt es Bolognese-Auflauf. Viel Zeit bleibt nicht: Bis in den späten Abend gilt es noch an sieben weiteren Einsatzstellen zu retten, zu löschen und zu bergen: Ein Wohnungsbrand in der Hugenottenallee, ein Gefahrguteinsatz im Keller der Brüder-Grimm-Schule, verschiedene Fehlalarme und „Erste Hilfe“-Einsätze stehen auf dem Programm. Die Nacht auf Sonntag bleibt es glücklicherweise ruhig. Aber nach diesem anstrengenden Tag ist wohl keiner der Jugendlichen böse darum, auf den Feldbetten im Unterrichtssaal der Feuerwache durchschlafen zu können.

Lust bekommen, bei der Jugendfeuerwehr dabei zu sein?
Alle Infos gibt‘s im Internet unter www.jf-neu-isenburg.de
oder auf der Facebookseite der Neu-Isenburger Jugendfeuerwehr.
Weitere Fotos gibt es hier.