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325 Jahre Neu-Isenburg – Teil II: Brandschutz im späten 19. Jahrhundert

21.01.2024

In unserem ersten Beitrag zum Stadtjubiläum ging es um den Brandschutz im „Welschen Dorf“ vor 1875. Das unorganisierte Chaos besserte sich, als 1874 Friedrich Lack zum Bürgermeister gewählt wurde. Ihm war das Thema „Feuerwehr“ offenbar ein anliegen, berichtet unser ehemaliger Stadtbrandinspektor Karlheinz Müller.

„Der 1874 gewählte Bürgermeister Friedrich Lack machte sich für die Verbesserung der Feuerlöschmöglichkeiten stark. Er beriet sich mit wohlgesonnenen Bürgerinnen und Bürgern, diskutierte mit seinen Freunden und kam zum Schluss, dass nur ein organisierter Brandschutz dem herrschenden Chaos Abhilfe schaffen kann.

Am 12. Mai 1875 erfolgte im Isenburger Hof unter der Aufsicht von Bürgermeister Friedrich Lack die Gründungsversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Neu-Isenburg; 85 Mitglieder trugen sich ein; darunter auch der Bürgermeister selbst. Jetzt hatte man eine Feuerwehr; eine Unterkunft gab es aber noch nicht. Der erste Kommandant bis 1885 war Ludwig Altstadt sein Nachfolger war Franz Auhl. Nach der Gründungsversammlung bildete man zwei Züge, in denen jeder einzelne seinen festen Posten hatte. Gleichzeitig machte man eine Bestandsaufnahme über vorhandene Gerätschaften:

Es gab eine Vierrad-Druckspritze, die 1773 von der evangelischen Gemeinde beschafft wurde, eine kleine Zweirad Druckspritze, einige kaum brauchbare Leitern, die oftmals wurmstichig waren und beim Gebrauch durchbrechen, Feuerhaken, sowie Löscheimer aus Segeltuch.

Um entsprechend ausgerüstet zu sein, kaufte der Feuerwehr-Verein 50 Filzhelme, Uniformjacken, Hakengurte, einige Feuerwehrbeile und ein paar Signalhörner, welche dann oftmals durch den Griff in den eigenen Geldbeutel in Raten abbezahlt werden mussten. Die eigentlich für den Brandschutz zuständige Gemeindeverwaltung leistete so gut wie keine finanzielle Unterstützung.

Die Ausbildung erfolgte am Sonntagmorgen und begann mit dem „Signalblasen“. In den ersten Jahren stand die Bevölkerung dem Feuerwehrwesen sehr skeptisch gegenüber und bereitete dem jungen „Verein“ Freiwillige Feuerwehr Neu-Isenburg (gerade wegen den Sonntagsübungen mit dem „Signalblasen“) große Schwierigkeiten.

1881 griff die Gemeindeverwaltung tief in die Tasche und beschaffte zur Verbesserung des Brandschutzes als Ersatz für die alte Druckspritze von 1773 eine neue „Vierrad Saug- und Druckspritze“ (sogenannte Handdruckspritze).

Etwa 10 Jahre nach der Gründung gab es noch immer keine geeignete Unterkunft, was den Offenbacher Branddirektor Weil 1886 dazu veranlasste, heftige Kritik an der Unterbringung der Feuerwehrgerätschaften zu üben. Die Kritik wurde vom Gemeinderat aufgenommen und es konnte am 25. August 1889 das erste Feuerwehrgerätehaus in der Schulgasse eingeweiht werden.

Die 1881 beschaffte Saug- und Druckspritze sowie eine nagelneue, aus dem Erlös einer Straßensammlung gekauften, freistehenden MAGIRUS Zweiradleiter, einer 12 m hohen mechanischen Anhänge- bzw. sogenannter "Balanceleiter" (siehe Bild) hatten nun eine feste Unterkunft.

Die Leiter kostete 900 Mark und wäre ausschließlich aus vorhandenen Gemeindemitteln nicht finanzierbar gewesen.

Das Gerätehaus, auch bekannt unter dem Namen "Spritzenhaus", diente bis 1927 als Feuerwehrunterkunft. Nach dem 2. Weltkrieg war hier die „Freibank“ (Verkauf von minderwertigem Fleisch) untergebracht. Heute befindet sich dort der Eingang zum Bürgeramt."

Karlheinz Müller wurde am 9. April 1943 geboren und kam am 26. Juni 1958 in die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Neu-Isenburg, von 1975 bis 2001 war er Stadtbrandinspektor von Neu-Isenburg.

Die Jahre um die Jahrhundertwende waren bei der Freiwilligen Feuerwehr Neu-Isenburg dann den Überlieferungen nach personell sehr wechselhaft - bis 1907 Karl Nuß Ortsbrandmeister in Neu-Isenburg wurde. Darüber berichtet uns Karlheinz Müller dann in unserem nächsten Schlaglicht.