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325 Jahre Neu-Isenburg – 149 Jahre Feuerwehr – Teil XIII: Mehr Industrie – mehr Gefahren: Außergewöhnliche Einsätze der 1960er Jahre

25.07.2024

Am 26. Dezember 1960, dem 2. Weihnachtsfeiertag, heulten in Neu-Isenburg nach langer Zeit die Sirenen zum Feueralarm. Bereits gegen 04.00 Uhr morgens war die FFNI bei Minusgraden und Glatteis zur nachbarlichen Löschhilfe zu einem Dachstuhlbrand zum Schloß Wolfsgarten in Egelsbach gerufen worden. Neu-Isenburgs langjähriger Stadtbrandinspektor Karlheinz Müller berichtet:

„Wie üblich rückten das TLF 15 „Landeseigene“ und das LF 15 nach Egelsbach aus. Als die zurückgebliebenen Wehrmänner gerade wieder auf dem Nachhauseweg waren, wurde vom Kreisbrandinspektor Leichter weiteres Gerät aus Neu-Isenburg angefordert. Da das Auslösen der Weckerlinien in den Wohnungen der freiwilligen Helfer in diesem Falle keinen Erfolg hatte, löste der Diensthabende für die Nachalarmierung kurz nach 06.00 Uhr einfach die Sirenen aus.

Großbrand auf Gelände von ehemaliger Möbelfabrik

Am 06. März 1964, einem bitterkalten Freitagabend, wurde die Feuerwehr kurz nach 22.00 Uhr zu einem Brand auf das ehemalige Gelände der Möbelfabrik Köhler gerufen. Eine ehemalige Lagerhalle zwischen der Richard-Wagner-Straße und der Herzogstraße brannte in voller Ausdehnung. In einem Teil hatte damals die „GEG Konsumgenossenschaft“ ein Lager für Möbel, in dem anderen Teil waren Tabakwaren gelagert. Nur unter dem Einsatz von 3 „B-Rohren“ und 9 „C-Rohren“ konnte ein Ausbreiten des Feuers auf die „Villa Köhler“ (heutiges Steakhaus) und auf andere Werkshallen (heute Shop Ost im Isenburg Zentrum) verhindert werden. Alleine an den Möbeln entstand 300.000 DM an den Tabakwaren 250.000 DM Schaden.

Tragischer Unfall in der Herzogstraße

Am 21. Oktober 1965 kam es in der Herzogstraße zu einem tragischen Unfall. Erstmals in der Nachkriegszeit war eine besondere Technische Hilfeleistung durchzuführen. Ein im Bau befindlicher Kanal war eingebrochen und ein Arbeiter wurde hierbei verschüttet. Einbrechendes Schalungsmaterial fügten ihm die tödlichen Kopfverletzungen zu. Die Feuerwehr, regulär damals hauptsächlich zum Löschen ausgebildet, musste nun in vier Metern Tiefe den toten Arbeiter aus den Sandmaßen freischaufeln, das verkeilte Schalungsmaterial entfernen und den leblosen Körper nach oben schaffen.

Einsatz bei „Frankfurter Rundschau“ dauert mehrere Tage

Am 12. Februar 1966, in der Nacht von Freitag auf Samstag, wurde die Feuerwehr gegen 01.00 Uhr in die Rathenaustraße zur „Frankfurter Rundschau“ gerufen. Beim Eintreffen des ersten Fahrzeugs schlugen bereits die Flammen aus den Kellerfenstern. Im Erdgeschoß standen die Tiefdruckmaschinen und im Kellergeschoß befand sich das Papierrollenlager, die Sammelstelle für die Papierabfälle sowie die gesamte Hoch- und Niederspannungsanlage. Da es zwischen den einzelnen Bereichen keine Abtrennungen gab, konnte sich das Feuer fast auf den gesamten Kellerbereich ausdehnen. Durch Deckendurchbrüche kam es durch die Wärmestrahlung zur Zerstörung der gesamten elektrischen Einrichtungen der Druckmaschine und damit zum Totalschaden.

Auslöser des Feuers war eine Funkenbildung an dem Fräskopf eines Rotorbinders im Erdgeschoß. Durch die Absauganlage gelangten die glimmenden Papierschnipsel in die Sammelstelle im Kellergeschoß, welche nur durch einen Lattenverschlag mit Hartfaserplatten vom übrigen Kellerbereich abgetrennt war.

Durch ein Tor im hinteren Hof (das Gelände fiel nach hinten ab, sodass man hier das Kellergeschoß ebenerdig erreichen konnte) wurde der Löschangriff mit bis zu 6 C-Rohren vorgetragen. Der Einsatz war für die damalige Zeit einer der intensivsten Atemschutzeinsätze. Um die verbrauchten Pressluftatmer wieder mit Atemluft zu füllen, wurde ein Pendelverkehr zum Feuerwehrhaus eingerichtet, wo der Atemluftkompressor stand.

Nachdem das Feuer am Samstagvormittag soweit gelöscht und der Rauch aus dem Keller abgezogen war, stellte man zwischen den gelagerten Papierrollen noch eine leichte Rauchentwicklung fest. Die Nachlöscharbeiten und das Ausräumen des Lagers dauerten bis zum Sonntagabend.

Durch den Totalausfall der Stromversorgung konnte die Frankfurter Rundschau erst nach drei Monaten ihren Druckbetrieb wieder aufnehmen. Der Brandschaden wurde damals auf 1,2 Millionen DM geschätzt.“

Im 14. Teil unserer Reihe wirft Karlheinz Müller einen Blick auf die Entwicklungen im Fahrzeugsektor in den 1960er Jahren.