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325 Jahre Neu-Isenburg – 149 Jahre Feuerwehr – Teil VII: Die Wehr in den frühen 1930ern - Vollmotorisierung und „stille Alarmierung“

04.03.2024

Ob erster hauptamtlicher Feuerwehrmann, stille Alarmierung oder neue Fahrzeuge: Der ehemalige Neu-Isenburger Stadtbrandinspektor Karlheinz Müller berichtet über die frühen 1930er Jahren. Doch zur Vollmotorisierung trugen nicht nur Feuerwehrautos bei:

Sichtbarer Fortschritt – der Fuhrpark

„Ende der 1920-er Jahre übernahm die Stadt Neu-Isenburg einen Krankenwagen, der im Feuerwehrhaus stationiert und von den dort wohnenden Feuerwehrmännern zum Einsatz gebracht wurde. 1932 beschaffte die Feuerwehr für 1.560 Reichsmark einen gebrauchten Daimler-Benz Omnibus, schnitt das Dach ab und baute das restliche Fahrzeug in eigener Regie zu einem Mannschaftswagen um. Gleichzeitig war der Bus auch Zugwagen für die Vierradleiter. Mit Hilfe der bereits beschafften und einigen, zu Feuerwehrfahrzeugen umgebauten Automobilen war 1934 das Ziel von Karl Nuß, die Vollmotorisierung bei der Wehr, erreicht.

Der sogenannte „Spanndienst“ der Fuhrunternehmer entfiel nun. Man verfügte damit über einen ansehnlichen „schnellen“ Fuhrpark.

Persönlicher Fortschritt – der erste hauptamtliche Beschäftigte

Am 08. April 1933 fing Edmund Gomersky (er der „Onkel“, seine Frau die „Tante“, wie die beiden später in den Kreisen der Wehr liebevoll genannt wurden) als erste „Hauptamtliche Kraft“ bei der Stadt Neu-Isenburg an. Er wohnte im Feuerwehrhaus und war überwiegend für den Krankentransport zuständig. Darüber hinaus kümmerte er sich auch um den stetig wachsenden Fuhrpark der Feuerwehr. Manche Neuerungen an Tragkraftspritzen und Feuerwehrfahrzeugen stammen von ihm.

Ein Schema der damaligen Weckerlinie findet sich heute im Feuerwehrhaus in der Sankt-Florian-Straße. | © FFNI
Ein Schema der damaligen Weckerlinie findet sich heute im Feuerwehrhaus in der Sankt-Florian-Straße.

Als eine der ersten Feuerwehren Deutschlands führte die Isenburger Wehr die „stille Alarmierung“ mit integrierten öffentlichen Feuermeldern ein. Die sogenannte „Weckerlinie“, ging am 27. Januar 1934 in Betrieb. Damit hörte dann die Alarmierung über Sirenen oder Kirchenglocken auf. Über eine Ringleitung, die an den Dachständern der normalen Stromversorgung montiert war, wurden hierbei Alarmwecker in den Wohnungen der Feuerwehrleute angesteuert. Der Diensthabende im Feuerwehrhaus war für die Auslösung zuständig.

Hörbarer Fortschritt – die stille Alarmierung

Gleichzeitig waren über diese Ringleitung auch die öffentlichen Feuermelder mit dem Empfangsteil im Feuerwehrhaus verbunden. Betätigte jemand einen Feuermelder, wurde darin eine Art Wählscheibe aktiviert. Je nachdem wie viel Impulse diese Scheibe abgab, zeigte im Feuerwehrhaus ein Zeigerwerk die zugehörige Feuermelde-Nummer und damit den Standort des Melders an. Im Rahmen der ersten Aktion wurden 25 Alarmwecker und 18 Feuermelder installiert; eine Auslösung des Sirenenalarms war nur noch in Ausnahmefällen notwendig.

Großfeuer zerstört die Möbelfabrik Köhler

Auch der Bericht über einen spektakulären Einsatz aus dieser Zeit findet sich im Archiv der Feuerwehr: Am 28. November 1933 kam es bei der Möbelfabrik Köhler in der Feldstraße zu einem Großbrand. Wegen der möglichen Ausbreitung des Feuers auf die gesamte Fabrik leisteten hier auch die Berufsfeuerwehr Offenbach, die Berufsfeuerwehr Frankfurt sowie die Freiwillige Feuerwehr aus Dreieich Sprendlingen nachbarschaftliche Hilfe. Mit gemeinsamen Kräften konnte die Ausbreitung der Flamen auf Fabrikationshallen im hinteren Bereich der Firma verhindert werden.“

Im achten Teil unserer Reihe geht es um eine der gravierendsten Zäsuren und eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte der FFNI: Die Zeit nach der nationalsozialistischen Machtergreifung.

Bild von der Einsatzstelle "Möbelfabrik Köhler" | © FFNI
Bild von der Einsatzstelle "Möbelfabrik Köhler"