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325 Jahre Neu-Isenburg – 149 Jahre Feuerwehr – Teil IX: Der Zweite Weltkrieg

10.04.2024

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde die Feuerwehr dem Luftschutz zugeordnet. Wie auch schon während des Ersten Weltkriegs mussten wieder viele Feuerwehrmänner zum Wehrdienst einrücken, erneut wurde eine Pflichtfeuerwehr eingerichtet. Je länger der Krieg dauerte, desto größer wurden die Anforderungen, die an die Männer gestellt wurden, berichtet unser ehemaliger Stadtbrandinspektor Karlheinz Müller:

„In den ersten Kriegsjahren ging es noch einigermaßen normal im Stadtgebiet zu. 1943 erhielt die Feuerwehr Neu-Isenburg das „Schwere-Kriegs-LF“ (SLG), später als LF 15 bezeichnet.

Es hatte ein Fahrgestell von Daimler-Benz, eine Feuerlöschkreiselpumpe von Magirus sowie eine eingeschobene Tragkraftspritze TS 8/8. Der Löschwassertank fasste 400 Liter. Wegen der herrschenden Materialknappheit bestand der feuerwehrtechnische Aufbau überwiegend aus Hartfaserplatten.

Herausfordernde letzte Kriegsjahre

Ab 1943 dann kamen die Männer der Isenburger Feuerwehr kaum noch zur Ruhe. Neben Einsätzen in Neu-Isenburg und im Kreisgebiet, hatte man im Rahmen des Luftschutzes auch in anderen Städten seinen Mann zu stehen. So wurde die Wehr nach einem schweren Fliegerangriff nach Darmstadt geholt, um wenig später nach einem Bombenangriff auf Frankfurt dort eingesetzt zu werden.

Gegen Ende des Krieges nahmen die Überland-Einsätze immer groteskere Formen an. War man bisher nur in der näheren Umgebung eingesetzt, so musste man jetzt bis nach Mainz, ja sogar bis nach Kassel fahren, um nach Luftangriffen auf diese Städte auch dort zu helfen, wo es nötig war. Bei einem Bombenangriff im April 1943 wurden über 200 Häuser im westlichen Stadtgebiet beschädigt. Über sechzig Menschen wurden dabei verletzt.

Der 20. Dezember 1943

Der wohl schwärzeste Tag in der Hugenottenstadt kam mit dem 20. Dezember 1943. Ein unmittelbar auf das Stadtgebiet geflogener Bombenangriff legte große Teile davon in Schutt und Asche. Über Eintausend Bürger wurden unter den Trümmern begraben, es gab mehr als 300 Tote. Durch die Zerstörung der Hauptwasserleitung in der Frankfurter Straße durch eine Luftmine gestaltete sich die Löschwasserversorgung äußerst schwierig.

Aus Überlieferungen geht hervor, dass das notwendige Löschwasser durch hierfür speziell ausgerüstete Feuerwehreinheiten aus Worms über eine lange Schlauchstrecke vom Jacobiweiher, herbeigeschafft wurde.

Tagelang waren die Feuerwehrmänner zusammen mit Überlebenden aus der Zivilbevölkerung und Feuerwehren bis aus Dieburg damit beschäftigt, die Brände zu löschen und gleichzeitig nach Eingeschlossenen zu suchen oder Leichen zu bergen.

Auch das Feuerwehrhaus in der Offenbacher Straße wurde von Bomben getroffen und brannte teilweise aus. Um im Falle einer Zerstörung des Feuerwehrhauses, wie im Dezember 1943 ja geschehen, noch einsatzbereit zu sein, hatte man rechtzeitig Fahrzeuge und Gerät ausgelagert und über das Stadtgebiet verteilt. In der Regel standen die Fahrzeuge geschützt in überdachten Toreinfahrten.

Kriegsbilanz und Wiederaufbau

Nach Ende des Krieges kehrten insgesamt neunzehn Kameraden nicht mehr zurück. Die wenigen verbliebenden Feuerwehrleute versuchten mit Genehmigung der Besatzungsmacht den Brandschutz wieder aufzubauen. Schon Anfang Juni 1945 wird die Freiwillige Feuerwehr Neu-Isenburg neu aufgestellt; 60 Mann melden sich freiwillig. Die Bilanz ergibt folgendes Bild: Das Feuerwehrhaus ist schwer beschädigt, die Fahrzeuge und Geräte sind aber fast alle noch vorhanden und zumeist noch intakt.“

Im zehnten Teil unserer Reihe wirft Karlheinz Müller einen Blick auf die Besatzungszeit und den Weg des Brandschutzes in die „kommunale Selbstverwaltung“.