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325 Jahre Neu-Isenburg – 149 Jahre Feuerwehr – Teil IV: Die Herausforderungen rund um den Ersten Weltkrieg

10.02.2024

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 reduzierte sich wegen der Einberufungen zum Militärdienst die Mitgliederzahl von 57 auf 19. In Ermangelung „Freiwilliger Kräfte“ wurde in Neu-Isenburg eine Pflichtfeuerwehr eingeführt. Neu-Isenburgs früherer Stadtbrandinspektor Karlheinz Müller hat weitere Zahlen und Fakten aus dieser Zeit recherchiert:

Die Vierradleiter der Feuerwehr (im Bild Stand 1932) | © FFNI
Die Vierradleiter der Feuerwehr (im Bild Stand 1932)

„19 ehemalige Mitglieder überlebten den Krieg als Soldaten nicht; die anderen Heimkehrer kamen fast alle wieder zu ihrer Feuerwehr. Erfreulicherweise traten nach dem Krieg außerdem immer mehr junge Isenburger Männer ein, die vermutlich in der Feuerwehr ein positives Gemeinschaftsgefühl sahen.

Materialknappheit war in den nächsten Jahren an der Tagesordnung und erschwerte die Beschaffung von Ausrüstungen bzw. die Einrichtung einer geplanten Feuermeldeanlage. Trotz dieser Probleme konnte am 8. August 1919 eine zehn Jahre alte MAGIRUS Vierradleiter für Pferdebespannung von der Berufsfeuerwehr Stuttgart übernommen werden.

Sie hatte einen vierteiligen hölzernen Leitersatz mit 25 Metern Steighöhe und einen durch Kohlensäure-Motor angetriebenen Leiterauszug. Das Aufrichten und Drehen der Leiter erfolgte mechanisch von Hand.

Die 1920er - schwarze Jahre, rote Zahlen

Anfang der 1920er Jahre erreichte die rasch um sich greifende Inflation auch die Feuerwehr; sämtliche Bemühungen um eine solide Finanzverwaltung schlugen fehl. Die Mitgliedsbeiträge erreichten 14-stellige Zahlen (bis in die Billionen); wobei am nächsten Tag nur noch die Hälfte an Wert in der Kasse war. Diese Inflation führte dazu, dass der Verein 1924 faktisch pleite war. Erst die Währungsreform brachte, besonders durch Ausrichtung verschiedener Veranstaltungen, wieder Geld in die Kasse.

Fahrzeugmäßig standen in diesen Jahren zur Verfügung:

  • eine mechanische Vierradleiter mit 25 Metern
  • eine Zweiradleiter mit 12 Metern Steighöhe
  • eine Saug- u. Druckspritze, eine Druckspritze sowie
  • ein Mannschaftswagen; alle noch für Pferdebespannung

83 aktive Feuerwehrmänner garantierten den Menschen in der Stadt größtmöglichen Feuerschutz.

Technischer Fortschritt trotz finanzieller Schwierigkeiten

Um die Feuerwehr bei einem Brandausbruch schneller informieren zu können, richtete man bei insgesamt vier, zentral wohnenden Feuerwehrmännern, Feuermeldestellen ein. Sie waren entsprechend gekennzeichnet und verfügten über einen „Klingelknopf“ an der Hausfassade. Bei Betätigung wurde in der Wohnung eine elektrische Alarmglocke ausgelöst. Nachts waren die Meldestellen durch eine rote Laterne gekennzeichnet. Der zuständige Hornist blies dann auf einer Trompete nach allen Himmelsrichtungen das Alarmsignal; alle anderen Hornisten wiederholten die Signale. Außerdem traf man die Vereinbarung, dass bei einem Großfeuer die Kirchenglocken Sturm läuteten und die Werkssirene der Lederfabrik losheulte.“

1925 feierte die Feuerwehr dann bereits ihr 50-jähriges Bestehen. Ausgerechnet dieses Jubiläumsjahr ist aber auch wegen eines schlimmen Einsatzes in die Geschichtsbücher eingegangen Dazu dann mehr in unserem nächsten Schlaglicht.