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150 Jahre Feuerwehr – Teil XVII: Heiße Jahre – gleich vier Großfeuer in den frühen 1970er Jahren

05.01.2025

2025 ist für die Freiwillige Feuerwehr Neu-Isenburg (FFNI) ein ganz besonderes Jahr: Am 12. Mai 1875, also vor nicht weniger als 150 Jahren, fand die Gründungssitzung der Wehr statt. Dieses Jubiläum wollen wir in diesem Jahr mit einigen Aktionen und Veranstaltungen feiern – und unsere im Jubiläumsjahr der Stadt begonnene Geschichtsreihe fortsetzen. Unser langjähriger Stadtbrandinspektor Karlheinz Müller blickt in diesem 17. Teil der Reihe auf spektakuläre Einsätze aus der Amtszeit seines Vorgängers.

„In seiner Amtszeit hatte Willi Staub neben einer Vielzahl von kleineren Einsätzen gleich vier Großfeuer unter teils erschwerten Bedingungen als Einsatzleiter zu meistern.

Am 01. Januar 1971, das neue Jahr war gerade ein paar Minuten alt, wurde die FFNI zu einem Kellerbrand in die Wilhelm-Leuschner-Straße 102 gerufen. Aufgrund unsachgemäß benutzter Feuerwerkskörper war ein Party-Keller in Brand geraten. Beim Eintreffen am Einsatzort befanden sich noch Menschen in den weitläufigen Kellerräumen. Unter schwierigsten Bedingungen konnten unter Atemschutz zwei durch die Raucheinwirkung besinnungslos am Boden liegende Personen gerettet werden, doch eine von ihnen verstarb am nächsten Tag. Die gesamte Verkleidung brannte lichterloh und hatte den beiden den Fluchtweg abgeschnitten.

April 1971: Brand in der Schleussnerstraße

Kaum vier Monate später, am 23. April 1971, wurde die Feuerwehr ins Industriegebiet gerufen. Schon auf der Fahrt in die Schleussnerstraße 102 wird durch den rot gefärbten Himmel und eine weithin sichtbare Flammensäule klar, dass hier ein Großfeuer wartet.

Eine 100 Meter lange und 25 Meter breite Lagerhalle mit Baumaterial brannte in voller Ausdehnung. Dach und Seitenwände waren bereits eingestürzt. Ein zweigeschossiges Wohnhaus mit Büroräumen, das in geringem Abstand parallel zur Halle stand, brannte ebenfalls. Außerdem drohten eine angrenzende Wäscherei und eine Schlosserei von dem Feuer überrannt zu werden.

Insgesamt 16 Gastarbeiter konnten aus dem ersten Obergeschoss des Wohnhauses über das angrenzende Dach der Wäscherei fliehen; sieben von ihnen sprangen panikartig etwa sechs Meter tief auf den Bürgersteig und blieben teilweise verletzt dort liegen. Eine weitere Bewohnerin zog sich schwere Brandverletzungen zu. Ortsbrandmeister Willi Staub war als Erster vor Ort. Er brachte sie und auch die auf dem Bürgersteig liegenden Verletzten in Sicherheit. Leider verstarb die Frau zwei Monate später.


Parallel dazu wurden die ersten Löschmaßnahmen eingeleitet. Es war nicht bekannt, ob noch Menschen im Treppenhaus oder im Gang liegen. In dem Wohnhaus war außerdem eine Trafo-Station in Flammen aufgegangen. Das Ausmaß des Brandes war so groß, dass Hilfe bei der Freiwilligen Feuerwehr Dreieich-Sprendlingen anfordert wurde, die mit mehreren Fahrzeugen zur Unterstützung anrückte.

Um 00.59 Uhr, gut eine Stunde nach der Alarmierung, setzte Willi Staub den Funkspruch: „Feuer unter Kontrolle“ an die Einsatzzentrale ab.

Die Berufsfeuerwehr Frankfurt schickte neben einem Rettungswagen zwei Großtanklöschfahrzeuge, mit einem Wasserwerfer wurden die intensiv brennenden Baumaterialien (große zusammengerollte Kokosmatten und Dachpappe) abgelöscht. Bis zum folgenden Mittag war noch eine Brandwache vor Ort. Die Schadenshöhe wurde damals auf 1 Million DM geschätzt.

Durch den umfassenden Einsatz der drei Feuerwehren konnte ein Ausbreiten des Feuers auf Teile der Wäscherei und der Schlosserei sowie auf die angrenzenden Lagerhallen und auf die Betriebstankstelle verhindert werden. Heute befindet sich an der damaligen Einsatzstelle der REWE-Markt mit dem großen Parkplatz.

März 1972: „Dreiherrnsteinstuben“ in Gravenbruch in Flammen

Am 24. März 1972 um 02.18 Uhr wurde eine starke Rauchentwicklung aus den „Dreiherrnsteinstuben“ im Stadtteil Gravenbruch gemeldet. Als die ersten Einsatzkräfte neun Minuten später vor Ort ankommen, steigt aus den Kellerfenstern bereits Rauch auf. Nach einer guten Stunde war der Brand unter Kontrolle. Die ersten Fahrzeuge rückten wieder ein, für die Nachlösch- und Aufräumarbeiten blieben nur einige Kräfte zurück.

Zu diesem Zeitpunkt war es allerdings noch zu heiß um diese Arbeiten in dem Keller durchzuführen. Zunächst wurde daher nur die Beleuchtung aufgebaut, um zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Ablöschen der Brandnester zu beginnen. Um 04.38 Uhr dann die Überraschung: Es gab eine Rückzündung und die gesamte Kegelbahn mit den dazu-gehörigen Räumen stand erneut in Flammen. Die vorher aufgestellten Beleuchtungseinrichtungen waren restlos verglüht.

Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Gefahren durch heiße Rauchgase beim Verbrennen von Kunststoffen nicht überall bekannt. Auch der Begriff „Durchzündung“ geschweige „Flashover“ kam in dem Feuerwehr-Sprachgebrauch damals noch nicht vor. Sofort wurde zum zweiten Mal Alarm ausgelöst. Wegen der starken Hitze- und Rauchentwicklung durch die brennende Kunststoffdecke der Kegelbahn blieb der Feuerwehr nichts anderes übrig, als die Kellerräume mit Leichtschaum zu beschäumen und regelrecht mit Wasser zu „fluten“. Eine Brandwache verblieb bis etwa 15.30 Uhr vor Ort und dann konnte der Einsatz als endgültig erledigt gemeldet werden.

Die große Kegelbahn und die Kellerbar brannten vollständig aus. Mehrere Ladengeschäfte und die Gaststätte waren durch den Rauch in Mitleidenschaft gezogen. Die Schadenshöhe wurde damals auf mehr als 1 Million DM geschätzt.

In der Offenbach Post wurde der Einsatz damals so resümiert: „Für die Feuerwehrmänner war dies einer der härtesten Einsätze seit Jahren. Rußgeschwärzt, dreckig und völlig erschöpft zogen sie gestern wieder ins Feuerwehrhaus ein“.

März 1973: Sägewerk Krömmelbein brennt bis auf die Grundmauern nieder

Am 15. März 1973 um 23.25 Uhr galt es ein Großfeuer im Sägewerk Krömmelbein am Bahnhof Neu-Isenburg zu löschen. Damals verlief in diesem Bereich nur in der Bahnhofstraße eine Wasserleitung mit Hydranten. Damit das nicht zum Problem wird, wurde auch die Feuerwehr Dreieich-Sprendlingen und ein Großtanklöschfahrzeug der Berufsfeuerwehr Frankfurt mitalarmiert.

Das Sägewerk brannte bis auf die Grundmauern nieder; lediglich die angrenzenden Fabrikationshallen konnten durch den umfassenden Einsatz gehalten werden. Die Schadenshöhe wurde damals auf ½ Million DM geschätzt.“

Wie genau es in den frühen 1970er Jahren zur Gründung der Neu-Isenburger Jugendfeuerwehr kam, darüber berichtet Karlheinz Müller im nächsten Teil der Reihe.