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Explosionen erschüttern Chemiebetrieb und lösen Brand aus

27.06.2017

Etwa 80 freiwillige Feuerwehrleute aus Neu-Isenburg und dem Stadtteil Zeppelinheim und Helfer des DRK-Ortsvereins konnten bei dem Termin am Dienstagabend noch einmal zeigen, was sie in zahlreichen Ausbildungsveranstaltungen gelernt haben. Dabei war das Szenario dieses Mal offenbar so realistisch, dass sich einige Neu-Isenburger aus der Umgebung des Übungsobjekts auf dem Gelände der ehemaligen Bundesmonopolverwaltung für Branntwein, alarmiert von einigen pyrotechnischen Effekten, besorgt in den sozialen Netzwerken meldeten.

„Es war mit Sicherheit nicht unsere Absicht, sie so aufzuschrecken“, musste Wehrführer Jochen Müller, der die Geschehnisse auf Facebook & Co. begleitete, beruhigen. „Es handelt sich um eine Übung, es besteht kein Grund zur Sorge.“

In der Tat sind die „Übungs-Explosionen“ mitten in der Stadt einige hundert Meter weit zu hören: Aus unklarer Ursache ist auf dem Gelände eines Chemiebetriebs bei Abbrucharbeiten großes Unheil passiert. Die Detonation ist heftig, überall liegen Trümmerteile herum, ein Mann wird in unmittelbarer Nähe eines leck geschlagenen Gefahrgutbehälters eingeklemmt, ein anderer von der Druckwelle durch die Luft geschleudert und von einem Stahlträger aufgespießt. Schnell ist klar: Für ihn können die Helfer nichts mehr tun.

Jakob Dingert kommt aufgeregt zu Zugführer Jens Multer gerannt: „Mein Kollege ist da hinten eingeklemmt, Sie müssen ihm helfen.“ Der Jugendfeuerwehrmann spielt heute einen Verletzten. „Machen wir“, beruhigt Multer, „Sie müssen hier aber erst mal weg, es ist sehr gefährlich.“ Ruhig, aber entschieden zieht der erfahrene Feuerwehrmann den Verletzten-Mimen aus dem Gefahrenbereich.

„Noch ist nicht ganz klar, um welches Gefahrgut es sich handelt und was hier noch alles genau passiert ist“, berichtet der 47jährige Feuerwehrmann anschließend seinen Kollegen im Führungsstab. „Wir bringen jetzt vordringlich erst mal alle Menschen in Sicherheit und dann treffen wir uns erneut und schauen, dass wir ‚vor die Lage‘ kommen.“

Dann geht alles seinen routinierten Gang: Insgesamt elf Verletzte werden an eine so genannte „Verletztensammelstelle“ gebracht und dort von den Kollegen des DRK-Ortsvereins versorgt. Mit einer hydraulischen Schere wird damit begonnen, den aufgespießten Stoff-Dummie zu bergen. Er liegt an einer unzugänglichen Stelle – nur mit Leitern und einem Teleskopmast kommen die Feuerwehrleute näher ran.

Immer wieder kommt es während der Bergungsarbeiten zu Explosionen. Auch der verwinkelte Keller eines angrenzenden Gebäudes steht in Flammen. „Mayday, Mayday!“ ruft Timm Seliger in sein Funkgerät. Gemeinsam mit Thorsten Bliss ist der 20jährige unter schwerem Atemschutz im Inneren des Gebäudes dabei den Brand zu löschen. Jetzt hat er sich das Knie verdreht und kommt nicht mehr alleine raus. Ein „Atemschutznotfall“: Einsatz für den Rettungstrupp. Christina Bernhard und Murat Cengiz sind schon fertig ausgerüstet und können sofort helfen. Nach wenigen Minuten sind sie im Keller bei dem verletzten Kollegen und bringen ihn gemeinsam mit dem „unverletzten“ Thorsten Bliss sicher ins Freie.

Nach etwa zwei Stunden sind die Verletzten gerettet, der „tote Dummy“ geborgen, alle Glutnester abgelöscht. „Es war natürlich schon eine sehr große Lage, aber die haben unsere Leute gut gemeistert“, fasst der stellvertretende Wehrführer Thomas Köhler zusammen. Er hatte die Großübung gemeinsam mit Thomas Kick, Marina Daffner, Lukas Milkau, Stefan Schempp, Stephan Anthes, Dominic Peters, Ralph Schrod, Joachim Hauschild, Lars Gottschalk und Philipp Tsangos organisiert.

Unser Dank geht an die Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr Dreieich-Sprendlingen, die für die Dauer der Übung die Alarmbereitschaft für Neu-Isenburg übernommen haben.

Vielen Dank auch für das Verständnis an die anteilnehmende und zum Teil verunsicherte Neu-Isenburger Bevölkerung. Doch dieser Hinweis sei noch gestattet: Die in den sozialen Netzwerken mitgeteilten Beobachtungen über Explosionen und hilferufende Menschen sollten grundsätzlich dem Notruf 112 gemeldet und nicht vordringlich in der Online-Community diskutiert werden. Im richtigen Einsatzfall ist den Betroffenen damit sicher mehr geholfen – und sollte es sich um eine Übung handeln, bekommt man hierüber dann telefonisch auch gleich Klarheit.